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Komposition
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Definition
Der Begriff Komposition setzt sich zusammen aus der Silbe
Kom (lat. für zusammen) und Position
(lat. für Standort/Stellenwert).
Zusammengesetzt heisst das übersetzt ungefähr soviel wie die
Beziehung der Objekte untereinander, auf ihren Standpunkt und Stellenwert
bezogen. Und genau das ist es, was der Künstler bei einer gezielt
angelegten Komposition vermittelt: Er setzt verschiedene Objekte seiner
Skizze in Beziehung zueinander, indem er deren Gewichtung bestimmt.
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Komponenten einer Komposition
Die Komposition lässt sich gut am Beispiel eines klassischen Theaterstückes
erklären...
Erst das Zusammenspiel aller Bestandteile lässt das Stück am
Ende gelingen.
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Hauptrolle
Die Hauptrolle spielt der Schwerpunkt der Komposition. Er ist für
das gesamte Stück am wichtigsten und sein Schicksal ist es, das den
Zuschauer primär fesselt. Im Gegensatz zum Theaterstück findet
man auf einem Bild oft nur eine einzige Hauptrolle.
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Nebenrollen
Die Nebenrollen tragen alle ihr Scherflein zur Gesamthandlung bei, sind
aber nur Sekundär wichtig.
Man nennt sie Kontrapunkte, da sie in Distanz zum Schwerpunkt stehen,
um nicht Teil von ihm zu werden (Schwerpunkte können sehr vereinnamend
sein). Zusammengenommen sollten die Kontrapunkte nicht den Stellenwert
des Schwerpunktes überstrahlen, damit er der Star der Komposition
bleiben kann.
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Handlungsstrang
Das Stück braucht eine klare Linie, die den Handlungsablauf verständlich
und logisch macht.
Bei einem Bild sind es die sichtbaren oder unsichtbaren Linien der Komposition,
die alle irgendwann nach spannenden Wirrungen und Irrungen zum Schwerpunkt
hinführen, der gleichzeitig der Höhepunkt der Spannung ist.
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Spannungsbogen
Unerwartete Wendungen in der Handlung steigern die Spannung, die den Zuschauer
ans Theaterstück fesselt. Ein klassisches Kriminalstück wird
meist erst dadurch spannend, dass zunächst wichtige Teile der Handlung
fehlen und sich erst nach und nach zu einem Gesamtbild zusammenfügen.
Bei einem Gemälde ist es gut, diese Spannung immer aufrecht zu erhalten.
Nichts ist langweiliger als eine geradlinig und im Detail vorhersagbar
ablaufende Geschichte.
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Bühnenbild und Beleuchtung
Das Bühnenbild schafft die Grundstimmung, die das Stück ausmacht.
Darunter kann man bei einem Bild die verwendete Technik und Farben verstehen,
das Material, das einen entscheidenden Teil zur Wirkung des Werkes beiträgt.
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Regie
Der Theaterregisseur bestimmt die Handlung und drückt einer Inszenierung
seine typische Handschrift auf. Als Regisseur einer Komposition bestimmt
der Künstler die Art und Weise, wie die Komponenten seiner Komposition
zusammenspielen und erschafft so das Gesamtbild.
[nach oben]
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Arten von Kompositionen
Symmetrische Komposition
Der Schwerpunkt sitzt an zentraler Position. Die Kompositionslinien verlaufen
auf beiden Seiten der Zeichnung ebenmässig auf das Zentrum zu. Farben
und Kontraste unterstützen die Ausgewogenheit.
Der Betrachter empfindet das Werk als ruhig, ausgewogen, ja beinahe perfekt
(und wie alle perfekten Dinge ist es auch langweilig, wenn man die Suche
nach Makeln aufgegeben hat... Gut, dass unser Modell ein Tatoo hat :-).
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Asymmetrische Komposition
Der Schwerpunkt sitzt dezentral, z.B. am Rand. Die Kontrapunkte lenken
den Blick des Betrachters auf Kompositionsachsen hin zum Schwerpunkt.
Der Betrachter empfindet das Werk als spannend, unruhig und lebendig.
[nach oben]
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Zeichnerisch die Spannung einer Komposition steuern
Nahezu alle eingesetzten Mittel dienen dazu, eine Komposition zu steuern.
Das Weglassen ist eine der wirkungsvollsten Methoden, um Spannung zu erzeugen.
Arbeitet man bewusst gegen das Streben nach Symmetrie beim Menschen, erzielt
man stets spannende Ergebnisse (siehe asymmetrische Komposition).
[nach oben]
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Das Verhältnis von Licht und Schatten (hell und dunkel)
Das Verhälnis der hellen und dunklen Stellen zueinander sollte nie
50% betragen. Auf hellem Hintergrund sollte mit dunklen Stellen Kontraste
und Schwerpunkt hervorgehoben werden, auf dunklem Grund ist es umgekehrt.
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Harte Übergänge zwischen Licht und Schatten, die zuviel an
Gewicht ausmachen, können durch Einfügen von Helligkeitsabstufungen
abgeschwächt werden.
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Das Verhältnis von Flächen und Linien (Ruhe und Unruhe)
Leere Flächen wirken ruhig und offen, während Linien Unruhe
suggerieren können. Linien können Flächen Teilen und Formen
definieren. Offene Linien lassen Formen miteinander verschmelzen.
Wichtig ist für den Künstler die Erkenntnis, welcher der richtige
Moment ist, um mit dem Setzen der Linien aufzuhören, damit die kompositorische
Spannung zwischen Flächen und Linien erhalten bleibt.
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Das Verhältnis von Farbkontrasten und verschieden dominanten
Farben
Farben haben unterschiedliche Leuchtkraft und Helligkeiten, die die Komposition
beeinflussen. Obwohl in unserem asymmetrischen Bildbeispiel gelb die kleinste
Fläche in der Komposition einnimmt, ist es durch seine grosse Leuchtkraft
dominant gegenüber allen anderen Farben. Der Zeichner muss also bei
der Wahl der eingesetzten Farbkombinationen unbedingt auch die Intensität
der einzelnen Töne berücksichtigen. Auch zwischen Farben ähnlicher
Intensität können unerwünschte Dominanzen auftreten, einfach
durch den Kontrast der Farben zueinander.
Es empfiehlt sich also in jedem Fall, Farbkombinationen auf einem Probeblatt
zu testen, bevor man sie auf dem Blatt einsetzt.
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In unserem symmetrischen Farbbeispiel haben die Farbtöne die gleiche
Leuchtkaft und den gleichen Flächeninhalt. Die Grenze der beiben
Farben scheint zu flimmern, weil dort ein grosser Kontrast entsteht (in
diesem Fall ein Kalt-Warm-Kontrast). Über die kompositorische Macht
der Farben gibt es interessante Literatur.
siehe
Bücherliste
[nach oben]
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Komposition beim Aktzeichnen
Beim Aktzeichnen kann man sich ohne weiteres auf den Standpunkt stellen,
dass man keine Komposition benötigt, um das Modell zu zeichnen. Man
zeichnet das ab, was man sieht und fertig.
Will man aber über das blosse Abbilden hinauskommen, kommt man um
einen gesteuerten Bildaufbau nicht herum.
Licht als kompositorischer Faktor
Mit Licht lässt sich Tiefe erzeugen und ein Schwerpunkt bestimmen.
Die Flächen werden durch die Darstellung von Schatten zu Formen modelliert.
Nicht jeder Schatten ist wichtig
Man muss genau aufpassen, dass man nur die für die Komposition wichtigen
Schatten abbildet, um das Bild nicht totzuzeichnen. Es ist
also wichtig, sich eine Strategie für das Herausarbeiten wichtiger
Punkte seines Werkes zurechtzulegen.
Dabei sollte man sich fragen, was man denn mit der Zeichnung betonen möchte...
Den Gesichtsausdruck, die besondere Schräge der Haltung, ihre Statik
oder die Leichtigkeit und Eleganz des Modells... Auf jeden Fall sollte
der Charakter der Position davon unterstützt werden!
[nach oben]
Folgende Dinge sollte man bei seiner Zeichnung anwenden:
- pfiffige Akzente setzen
Bei einem Portrait die Augen zur interessantesten Stelle machen, bei
einer Aktzeichnung witzige Details hervorheben, die formalen Eigenarten
des Modells übertreiben, etc.
- gezielt den Schwerpunkt steuern
Zuerst alle Bestandteile der Skizze neutral und parallel zueinander
darstellen. Nur dann hat man die Möglichkeit, sich hinterher einen
Kompositionsschwerpunkt auszusuchen und zu verstärken.
- interessante Kontraste setzen
Flächen und Linien sollen in Spannung zueinander existieren, deshalb
vielleicht nicht alle gezeichneten Formen schliessen. Linien auch mal
unterbrechen, Farbfelder nicht komplett zumalen, etc..
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Kompositionen retten
Das Bild ist fertig, und was direkt nach der Fertigstellung für
gut befunden wurde, stellt sich nach einiger Zeit und eigener Distanz
zu dem Werk als kompositorisch doch nicht so toll heraus. In diesem Fall
helfen einem vier weisse Pappstreifen oft ungemein weiter...
Auf das Blatt gelegt, kann man so einen neuen Bildausschnitt festlegen,
indem man die Streifen zu Winkeln legt und hin-und herschiebt. Ist ein
interessanter Bildausschnitt gefunden, schneidet man ein Passepartout
und rahmt das neue Werk. Fertig! :-)
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